Ob trockene Haut, Pickel, vorzeitige Falten oder einfach "Haut, die aus dem Gleichgewicht geraten ist" – fast alle Hautprobleme werden durch einen unscheinbaren Faktor verursacht: den pH-Wert der Haut. Doch was ist ein pH-Wert, was sagt er aus und welcher Wert ist neutral bzw. sauer? In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt des Säureschutzmantels der Haut ein zeigen, welche Faktoren den pH-Wert beeinflussen, und geben dir alltagstaugliche Tipps, damit dein pH-Wert dauerhaft optimal bleibt.
Was ist ein pH-Wert?
Der pH-Wert misst die Wasserstoffionenkonzentration einer Lösung und damit ihren Säuregehalt oder ihre Alkalität. Die pH-Skala reicht von 0 (extrem sauer) bis 14 (extrem basisch). Ein neutraler pH-Wert liegt bei 7, alles darunter gilt als saurer pH-Wert, alles darüber als basisch bzw. alkalisch.
pH-Wert des Körpers vs. der Haut
Das Blut bleibt konstant leicht basisch (pH-Wert 7,35–7,45), während die Hautoberfläche bewusst leicht sauer ist. Der durchschnittliche pH-Wert unserer Haut liegt bei 4,5 bis 5,5. Dieser Bereich wird oft als "pH-hautneutral" bezeichnet. Er bildet den berühmten Säureschutzmantel.
Der Säureschutzmantel der Haut: Wächter und Multitalent
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Schutz vor Mikroorganismen: Die saure Umgebung verhindert schädliche Bakterien und Pilze und unterstützt eine gesunde Hautflora.
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Die Hautbarriere wird gestärkt: Ein optimaler pH-Wert von 5,5 wird unterstützt, die Hornschicht wird begünstigt, die Bildung wichtiger Hautfette wird gefördert und es wird dafür gesorgt, dass Feuchtigkeit nicht entweicht.
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Enzymatische Prozesse: Eine große Anzahl von Enzymen, die an der Generierung von Hautzellen beteiligt sind, agieren lediglich im leicht sauren Bereich.
Ein länger anhaltender Anstieg oder Fall des pH-Werts schwächt die Barriere, fördert Entzündungen und beschleunigt die Hautalterung.

Wenn der pH-Wert aus dem Gleichgewicht gerät
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Trockenheit & Spannungsgefühl: Hautfeuchtigkeit wird durch einen erhöhten (alkalisierten) Wert verringert.
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Akne und unreine Haut: Ein zu saurer pH-Wert (unter 4) oder instabile Schwankungen begünstigen die Vermehrung bestimmter Bakterien, die Entzündungen hervorrufen.
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Ekzeme & Dermatitis: Störungen in der Barriere werden als Begünstigung für Reizungen, Juckreiz und Rötungen angesehen.
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Frühzeitige Hautalterung: Ein nicht optimaler pH-Wert hindert kollagenaufbauende Enzyme daran, effektiv zu arbeiten.
Hautpflege-Routine: Wie du den optimalen pH-Wert bewahrst
Hautreinigung
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Verwende milde, pH-hautneutrale Reiniger (ca. 5,5 höheren PH Wert) statt klassischer Seifen.
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Tupfe nach der Reinigung die Wasserreste ab und trage sofort ein pH-optimiertes Serum oder eine leichte Emulsion auf, damit sich der Säureschutzmantel schneller regenerieren kann.
Toner & Seren
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Der leicht saure pH-Wert (4,5–5) in Tonern hilft, den neutralisierten Film nach dem Waschen rasch wiederherzustellen.
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Wirkstoffe wie Milchsäure, PHA oder fruchtsäurearme Formulierungen wirken sanft exfolierend, ohne den pH-Wert zu verändern.
Feuchtigkeit und Lipidpflege
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Hyaluron und hautähnliche Fettsäuren stärken die Barrierefunktion.
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Vermeide Okklusiva mit hohem Mineralölanteil, da diese den natürlichen Stoffwechsel der Haut stören können.
Spezialpflege und Masken
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Enzympeelings im physiologischen Bereich entfernen abgestorbene Hautzellen, ohne den pH-Wert der Haut unnötig zu erhöhen, was sie zu einer schonenden Methode macht, die die Haut nicht belastet.
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Alkalische Basenbäder sollten nur gezielt eingesetzt werden, da sie zwar vorübergehend entgiften können, aber nicht täglich angewendet werden sollten.
Tipp: Bei jedem neuen Hautpflege-Produkt sollte ein pH-Indikatorstreifen verwendet werden, um den Wert selbst zu überprüfen. Das ist die beste Methode, um festzustellen, ob das Produkt wirklich pH-hautneutral ist.

Ernährungs- und Lifestyle-Faktoren: pH-Wert im Körper – pH-Wert auf der Haut
Auch wenn die Regulation des inneren pH-Werts und der Haut getrennt voneinander erfolgt, gibt es Überschneidungen:
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Ernährungsweise: Die Art, wie man sich ernährt, wirkt sich auf den Körper aus. Das wiederum beeinflusst auch die Gesundheit der Haut.
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Basenreiche Kost (Gemüse, Kräuter, hochwertiges Wasser): Puffert systemische Säuren, senkt Entzündung, weniger oxidativer Stress → Barriere bleibt robuster.
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Fermentierte Lebensmittel (Joghurt, Kimchi) liefern Milchsäurebakterien und unterstützen die Darm-Haut-Achse.
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Omega-3-Fettsäuren (Leinsamen, Fisch): entzündungshemmend, beruhigt empfindliche Haut, hält den optimalen pH-Wert stabil
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Antioxidantien (z. B. in Beeren oder grünem Tee enthalten) neutralisieren freie Radikale und schützen den Säureschutzmantel vor oxidativer Schädigung.
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Wenig Zucker und Alkohol: Reduziert Glykation und Dehydrierung. Verhindert, dass die Haut trocken wird und der pH-Wert entgleist.
„Welche Faktoren beeinflussen den pH eigentlich?“ - eine Reise durch Alltag & Lifestyle
Es gibt unzählige Details, die direkt oder indirekt den pH Wert unterstützen oder eben verschieben. Wer verstehen will, welche Stoffe, Gewohnheiten und Situationen den Wert der Haut beeinflussen, sollte sich die folgenden Kapitel auf der Zunge zergehen lassen.
Reinigungsgewohnheiten
Klassische Seifen besitzen einen pH von 8 bis 10. Schon ein einziger Waschgang kann innerhalb von Sekunden die Säureschicht neutralisieren. Steigt der pH Wert nach jeder Dusche, bekommt die Haut nur mit Mühe die Chance, sich in den nächsten Stunden wieder zu regenerieren. Verwende deshalb pflegeprodukten mit pH‑hautneutralem Label – am besten zwischen 4,8 und 5,5.
Leitungswasser & andere Flüssigkeiten
Leitungswasser variiert regional zwischen pH 7 und 8; Schwimmbadwasser liegt oft noch höher. Wer mehrmals täglich das Gesicht spült, sorgt dafür, dass der Säurefilm ständig nachproduziert werden muss. Auch stark chlorierte Flüssigkeiten wie Poolwasser neutralisieren schnell den natürlichen pH Wert.
Alter, Geschlecht & Hormone
Mit jedem Lebensjahr nimmt die Talgproduktion ab. Weniger Lipide bedeuten weniger freie Fettsäuren – der pH steigt. Zudem schwankt er bei Frauen zyklusbedingt um bis zu 0,3 Einheiten. All diese Faktoren beeinflussen den pH, ohne dass wir es merken.
Stress, Schlaf & Ernährung
Dauerstress erhöht Cortisol, dieses wiederum hemmt die Synthese wichtiger Hautfette. Parallel dazu werden antioxidative Enzyme gedrosselt; die Barriere bröckelt. Ein unerwarteter, aber eindrücklicher Einfluss!
Umwelt & Jahreszeiten
UV‑Strahlung, Kälte, Heizungsluft, Abgase – jede Bedingung kann die Haut austrocknen, Lipide oxidieren lassen oder die Schweiß Zusammensetzung verändern. Das Ergebnis: Der natürliche pH Wert wird instabil.

So kannst du deinen Haut-pH-Wert ganz einfach zu Hause überprüfen
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Besorge dir pH-Indikatorstreifen für die Haut.
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Achte darauf, dass die Streifen ausdrücklich für die Haut- oder Kosmetikanalyse gedacht sind, denn nur so können sie ihre volle Funktionalität entfalten. Urin- oder Pool-Streifen decken meist einen falschen Wertebereich ab und sind zu ungenau, was zu Fehlern bei der Auswertung führt.
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Gute Indikatorsets zeigen Farbabstufungen zwischen pH 4 und 7. Die Abstufungen erfolgen in 0,2-Schritten. Das ist perfekt für den Bereich leicht sauer bis neutral.
Richtige Messvorbereitung
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Lass die abendliche Pflege aus und messe morgens, damit keine Rückstände von Cremes oder Tensiden die Messung verfälschen.
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Reinige dein Gesicht nur mit Wasser und warte anschließend 30 Minuten, da der Säureschutzmantel etwas Zeit benötigt, um sich nach dem Kontakt mit Wasser wieder einzupendeln.
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Wasche deine Finger und trockne sie gut ab, sonst überträgst du Seifenreste auf den Teststreifen.
Führe die Messung durch
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Halte den Teststreifen circa 3 bis 5 Sekunden lang sanft auf die T-Zone oder die Wange, da die Haut dort talgreich ist und die Ergebnisse somit repräsentativer sind.
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Vergleiche die Farbe sofort mit der Skala.
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Der optimale Wert liegt zwischen 4,5 und 5,5. Werte über 6 deuten auf eine alkalisch verschobene Barriere hin, während Werte unter 4 auf überpflegte oder entzündete Haut hinweisen können.
Mehrfach messen und den Mittelwert bilden
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Der Test sollte an drei Tagen hintereinander und an unterschiedlichen Körperpartien (z. B. Unterarm, Wange, Stirn) wiederholt werden.
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Wenn der pH-Wert stark schwankt, solltest du deine Reinigungsroutine, die Wasserhärte oder die neu eingeführten Produkte überprüfen.
Digitale Alternativen
Handliche pH-Sonden mit Glaselektrode sind sehr genau und können mehrmals verwendet werden. Wichtig: Die Sonde muss mit destilliertem Wasser gereinigt und regelmäßig kalibriert werden.
Eine professionelle Hautanalyse, bei der Corneometer und pH-Meter zum Einsatz kommen, wird in vielen Kosmetikinstituten oder bei Dermatolog*innen angeboten. Die Ergebnisse werden dir dort sofort erklärt.
Indirekte Anhaltspunkte
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Wenn es zu Spannungsgefühl, Schuppung und Brennen nach Wasserkontakt kommt, ist der pH-Wert wahrscheinlich zu hoch.
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Häufige Pusteln oder eine periorale Dermatitis können auf einen möglicherweise zu niedrigen oder instabilen pH-Wert hinweisen.
Ein kleiner Wert mit großer Wirkung
Über den Tag verteilt begegnen der Haut zig Flüssigkeiten, Chemikalien und physikalische Reize. Jede Berührung, jede Creme, jedes Wetter kann den Wert der Haut beeinflussen. Unsere Aufgabe ist es, dies zu verstehen und gegenzusteuern. Wenn der pH zwischen 4,5 und 5,5 bleibt, unterstützt das jede biologische Funktion, fördert sichtbare, gesunde Haut und verlängert die Jugendlichkeit der Oberfläche. Zusammengefasst: Der pH ist kein Trend, sondern ein biologisches Grundgesetz, dessen Pflege sich immer lohnt.
Mit diesem Wissen in der Tasche kannst du deine tägliche Routine verfeinern – und künftig mitreden, wenn es um den kleinen, aber mächtigen pH Wert Haut geht.